Jugend - Schule - Militär
Folgender Satz fiel gestern in der Diskussion mit einer Nachbarin, nachdem ich mich bitter über unser Schulsystem beklagt habe:
Unser Schulsystem ist mehr für Mädchen als für Burschen ausgelegt bzw. kommen Mädchen besser mit unserem Schulsystem zurecht ...
Kann sein, dass Mädchen mehr Fleiss, Organisiertheit und Pflichtgefühl an den Tag legen - ich gehe auch davon aus, dass eine durchschnittliche Maturaklasse sich aus 2/3 Mädchen und 1/3 Burschen zusammensetzt.
Woran liegt das ?
Ich komme dadurch zur zentralen Frage bzw. zur Polarität zwischen Individuum und Gesellschaft:
soll die Gesellschaft mehr auf die jeweiligen Eigenheiten des Individuums bzw. des Geschlechts Rücksicht nehmen, wo z.B. Rudolf Steiner interessante Ansätze punkto Pädagogik verfolgt oder soll die Gesellschaft ein neutrales Ausbildungskonzept vorgeben, dass sich auf die Bedürfnisse der Gesellschaft orientiert ?
Erschwerend kommt dazu - auch aus persönlichen Erfahrungen - dass eben die genannte Generation mit einem etwas weltfremden Zugang in die Realität geworfen wird und man leicht zum Eindruck kommen kann, dass diese davon ausgeht, dass sich die Gesellschaft Ihren Bedürfnissen anzupassen hat. (Und falls nicht, sind sie ein Bestandteil einer lost generation, mit der es sich nett identifizieren lässt ...).
Die Generation, die in den Jahren zwischen 1983 und 1995 geboren ist (die Pluto im Skorpion-Generation), also die jetzt zwischen 16 und 28 Jahre alt ist, scheint sehr egozentrisch vorzugehen.
Ein gutes Beispiel dafür finde ich - und wo die Brüche der Gesellschaft besonders zum Tragen kommen - sind die letzten Vorkommisse auf dem Segelschulschiff Gorch Fock, wo ja eine junge Kadettin bei der Ausbildung ums Leben kam.
Hier scheint die Polarität zwischen Individuum und der Gesellschaft (wie im gesamten Militärbereich) noch krasser zu sein.
Auf die Klagen einer anderen Kadettin bez. der Ausbildung scheiden sich die Geister, wobei der Grundtenor in etwa so lautet: das ist eben keine Kinderjause ...
Kann bei der Schulausbildung davon ausgegangen werden, dass der Mensch dabei ein wesentliches Entwicklungsstadium absolviert und die Schule auch in dieser Richtung Verantwortung hat (und nicht nur die Eltern) und somit der Gesellschaft insgesamt geholfen wird, wenn "reife" Menschen dieser beitreten ist es bei der Militärausbildung anders:
hier wird das Individuelle dem gesellschaftlichen Anspruch unterworfen, in einem Notfall (Krieg, Katastrophen, etc.) "auf Knopfdruck" zu funktionieren.
Im Falle der Gorch Fock-Vorkommnisse stellen sich mir folgende Fragen:
- müssen Frauen in jedem Bereich (wie auf einem Segelschulschiff) ihren Militärdienst absolvieren können ?
- wie können in dieser extremen Zusammensetzung die Rechte, Ansprüche und Sicherheit der Frauen gewahrt bleiben ?
- gibt es einen übertriebenen Gleichheitsgrundsatz aus einem feministischen Grundgedanken heraus, der sich in das Gegenteil verwandelt - übertrieben ausgedrückt: von Frauen an den Herd zu Frauen in die Takelage ?