Donnerstag, 17. Juli 2008

Berlin: radiohead

schön war es, die Woche in Berlin. Nass, manchmal auch schwül, aber immer spannend.
Meine Definition einer interessanten Grosstadt besteht darin, dass sie folgende Faktoren beinhaltet:
  • Gegensätze und Brüche
  • Vergangenheit - aus mehreren Epochen
  • Verwurzelung einer experimentierfreudigen (Kunst)Szene
Das alles hat Berlin zu bieten und noch mehr. Überraschenderweise gibt es viel Wasser und Grün, so dass eine "fluide" Atmosphäre vorherrscht. Es gibt auch Parallelen zu Wien: das Grün des Tiergartens (ein grosser Park mitten in der Stadt) erinnert an den Prater und laut unserem Quartiergebers herrscht in Berlin zu 3/4 des Jahres Selbstmordwetter (vielleicht wegen diesem vielen Wasser in der Stadt, der dann bei kälteren Temperaturen zu Nebel wird). Daher resultiert möglicherweise dieser radikale Nihilismus, der unserer depressiv-morbiden Atmosphäre ähnelt.
Vielleicht wurde deswegen in Berlin das einzige abendfüllende Radiohead-Konzert im deutschsprachigen Raum veranstaltet und vielleicht auch deswegen sah ich vor und während des Konzerts eine stattliche Fanabordnung aus Wien. So sass ein Kabarettist, bekannt aus Funk und Fernsehen, zwei Reihen hinter uns.

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Das Konzert selbst war genial. Eine ausgefallene Lightshow, ein für ein Openair-Konzert toller Sound und der Auftrittsort, die Wuhlheide, war ebenso perfekt. Sogar der Regen durfte nicht fehlen, was Yorke so kommentierte: sorry about the rain, (but) it`s a radiohead-concert ! Ich interpretierte dies so, dass es bei Radiohead immer regnet, deswegen das but in Klammer.
In Wien angekommen, kramte ich wieder die OK Computer aus dem CD-Regal und höre sie seitdem regelmässig.
Was ist das spezifische an Radiohead ?
Es gibt eine britischen Tradition, die kann manchmal ganz schön abartig sein, zuweilen schwülstig, mit Gigantomanie verbunden ...
Die Rede ist von einer dunklen Psychedelik, die von Bands wie King Crimson und Van der Graaf Generator geprägt ist (also ProgRock par excellence). Speziell zu King Crimson erinnert diesselbe Tonlage des Sängers und die vertrackten, musikalischen Ideen - natürlich ergänzt durch die forciertere Gangart des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Natürlich schafft die Band durch Ihre Experementierfreude den schmalen Grat zwischen Pathos, Kitsch und mitreissender Musik.
Interessanterweise wird solche Musik vor allem in Länder wie Italien und Frankreich (neben dem vereinigten Königreich) geliebt und deswegen standen auch vorwiegend diese Länder auf dem Tourneeplan Radioheads.
Anbei eines von vielen Fanvideos des Konzerts in Berlin:

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