Die Nacht im Birdland
Zusätzliche Würze verschaffte der Umstand, dass Meister John Cale ein allgemeines Rauchverbot erlassen hat, was zur Folge hatte, dass sich in der Garderobe, wo man erst mal durchmusste, bevor man den Club betrat - sich dichte Rauchschwaden bildeten.
Ich erinnerte mich daraufhin auf eine Erzählung meines Speedmetal-Arbeitskollegen , der sich mal drei US-Bands der Kategorie schneller, härter, lauter in der Arena ansah, dass der Sänger zwischen zwei 3-Minuten Lärmorgien die Ansage durchgab, doch bitte das Rauchen einzustellen, ansonsten sie gezwungen wären, die Bühne zu verlassen. Das Publikum bekam das wohl vor lauter Stagediven und Headbangen nicht mit, so dass der Auftritt nach 10 Minuten schon wieder beendet wurde.
Vorweg - bei John Cale war das Publikum äusserst gesittet und ging zwecks Rauchpausen immer wieder in die kleine Garderobe.
Das Birdland ist eigentlich kein Musikclub, sondern ein Restaurant mit Livebühne - deswegen irrten die sehr freundlichen Kellner immer wieder durch den knallvollen Club mit Tabletts und irgendwelchen Speisen darauf.
Dazu erhöhte Promidichte - die halbe Falterredaktion und andere Journalisten plus Kulturpolitiker der Stadt (die, die Subventionen verteilen) habe ich gesichtet.
Da ich Cale noch nie auf der Bühne gesehen habe, wunderte ich mich über seine eher kleine Statur. Er begann die Show übrigens mit Venus in Furs und nur da zückte er auch seine Viola.
Mir wurde später sehr schnell fad, zu heiss und zu stickig und versuchte die beste Position im Club zu finden - bei meinen Freunden, in der Garderobe oder in der Galerie. Dabei fiel mir das sehr breit gestreute Publikumsspektrum auf, bis auf die 12- bis 16jährigen waren alle da. Gothic-Girls, Metalheads, 60-jährige Omas, Architekten und andere Art-Leute.
Erst als ich G. traf, den elendslangen, spindeldürren Ex-Grafiker, den wir früher Gespenst nannten, besserte sich meine Stimmung. Vor allem aufgrund seines Bruders T., der zwar jünger, aber noch länger und noch dürrer als G. ist. Wenn T. sich mit jemanden unterhält, geht er ein wenig in die Knie, damit alle auf gleicher Augenhöhe sind - bei geschätzten 2 Meter 20 ein für Ihn anstrengendes Unterfangen.
T. war eine richtige Stimmungskanone, er war der einzige der tanzte - auch mit der Oma. Ihm gefiel das Konzert offensichtlich sehr gut und das wirkte erheiternd ansteckend. G. sagte dazu, er ist halt manchmal so und der Gitarrist der Band. Erst da fiel mir die sehr angenehme Stimme Cales auf, die einen beschwörend, dunklen Klang hat. Und die Cale-Fans, die irgendwie Hardcore sind. Die gehen zu seinem Konzert hin, um diese, seine Musik zu hören - nix dazwischen quatschen oder smalltalken.
Nach Konzertende diskutierten wir noch über das Wiener Publikum, dass nach den Worten T`s eher schwierig ist. Es simuliert zumeist eine übergrosse Schlaftablette und es kommt nur sehr langsam in Fahrt.
Ich habe mich praktisch mit T. angefreundet und versprochen, bei seinem nächsten Auftritt im Unplugged dabeizusein - wenn er schon so drauf ist, wenn er sich ein Konzert gibt, wie ist er erst auf der Bühne ?
So lang die Jungs trotzdem noch nach Wien auf Tournee kommen ...
(Für die Idee deshalb ausgerechnet mich als hörbare Bayerin zum Compino-Interviewen in Hamburg zu schicken, könnt ich meine Kollegen heut noch umbringen *grinsinErinnerung*)
p.s.: s. Diskussion vor ca. zwei Wochen bei Frau Araxe - Hat der MadProfessor die Blogger-Treffen-Diskussion beim Baron entdeckt !??
Blogger-Treffen-Diskussion
P.S. Campino lässt Bayern auf seinen Tourneen links liegen ? Mmmh, wundert mich aufgrund seines Bayern München-Hassliedes nicht allzusehr ;)
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